18.05.2017,
majortom:
Man soll uns ja nicht nachsagen können, wir seien nicht flexibel. Da für heute Nachmittag auffrischender Mistralwind aus Süden angesagt ist, beschließen wir, heute ins Hinterland nach Osten zu fahren, wo wir uns so weit wie möglich vom Rhonetal entfernen. Und da mir kürzlich vom
Pfälzer Helden die Méouge-Schlucht vehement ans Herz gelegt wurde, bauen wir diese in eine lange, aber nicht allzu schwere 127-km-Runde ein und legen den Start auf 8.30 Uhr vor. Mehr Stress beim Frühstück also, aber tatsächlich stehen alle pünktlich und hochmotiviert vor der Garage. Was wir noch nicht so genau wissen, ist die Menufolge des heutigen Tages: Entrée, Plat, Dessert (vin compris).
Entrée
Es geht das schöne Ouvèze-Tal hinauf, das uns inzwischen ja schon gut bekannt ist. Erst die Olivenhaine, dann die Tunnelumfahrung, dann die Obstplantagen, schließlich die Lavendelfelder und dann die quasi-alpinen Wiesen und Weiden. Und damit ist auch schon der eigentliche Anstieg zum Col de Perty erreicht, mit 1302 m nicht nur der höchste Punkt des Tages, sondern auch die einzig nennenswerte Schwierigkeit. Und auch ein erster dramaturgischer Höhepunkt. Der Pass rollt hervorragend bei stetigen 5 bis 6 Prozent, die schöne alpine Landschaft tut ihr übriges, und wir sehen null Autos von unten bis oben (und wieder runter). In Worten: null! Nach schöner, aber holpriger Abfahrt cruisen wir recht entspannt das Ceans-Tal runter, an den schönen Felsen rund um Orpierre vorbei, und müssen auf der Nebenstraße parallel zur Route National nochmal ein paar Höhenmeter sammeln.
Intermezzo
Mehr oder weniger zufällig erwischen wir eine tolle Location für die Mittagspause. Die Auberge des 2 Vallées in Châteauneuf-du-Cabre. Menu du jour für 14 Euro. Entrée, Plat, Dessert (vin compris). Burger au chèvre, Blanquette de veau, Dessert au choix. Wir verweilen ziemlich lange.
Plat
Nach der Mittagspause geht es sofort in die Méouge-Schlucht. Ich bemerke sofort: Peter hat in seinen Elogien nicht übertrieben. Sie ist grandios. Und es rollt ganz entspannt hinauf. Rennradfahren macht Spaß. Dann geht es weiter das Tal hinauf, wo wir nur durch einen defekten Mantel aufgehalten werden (souverän behoben dank Guide-Rucksack und Franks Eisenhänden).
Dessert
Den Col de Mévouillon hat Johannes als Nicht-Pass bezeichnet. Schnell wird klar: er hat recht. Die Rest-Höhenmeter sind nicht der Rede wert, und dann geht es hinab ins Ouvèze-Tal. Wo wir heute mit Rückenwind ins Ziel cruisen. Sensationelle Etappe (wieder mal).
Weisheit des Tages:
"L'abus de l'alcool est dangereux. A consommer avec moderation." (Zusatz bei französischer Werbung für alkoholhaltige Getränke)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Zwischen den Tälern von Ouvèze und Eygues stehen heute nicht weniger als fünf Pässe auf dem Programm. Eine zweite Königsetappe also, gekrönt erneut vom atemberaubenden Panorama vom schönen Col de Perty.
Auf dem Col de Perty waren wir vor ein paar Tagen schon, doch dieser Pass zwischen Mont Ventoux und Hochalpen ist so schön, dass man ihn ruhig von beiden Seiten fahren kann. Zudem kann man bergauf auch das Ouvèze-Tal noch einmal richtig genießen, und erleben, wie sich die Landschaft von den mediterranen Olivenplantagen rund um Buis über die Lavendelfelder bis hin zur immer karger werdenden Weidelandschaft verändert. Nach der Abfahrt vom Perty erreichen wir das Pässemekka Laborel und wenden uns nach Norden. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, und die Pässe Pierre-Vesce und Reychasset werden sozusagen im Akkord erklommen. Eine langgezogene Abfahrt führt uns ins Eygues-Tal, das zwar etwas stärker befahren ist, aber da es weiterhin leicht bergab geht, kann man hier so richtig Tempo aufnehmen und die provenzalische Landschaft genießen. Und sich etwas erholen, denn die nun folgende Auffahrt zum Col de Soubeyrand ist auf schmaler Straße nicht nur wunderschön, sondern auch recht anspruchsvoll – zumindest für hiesige Maßstäbe. Der letzte Pass für heute ist schon der Hausberg von Buis, der Col d'Ey, den wir heute über die gemütliche Nordostrampe erklimmen, und der uns eine rauschende Abfahrt direkt bis ins Ziel beschert.