07.12.2016,
majortom:
Wir setzen unsere kleine Serie zu unseren neuen und alten Frühjahrsdestination fort und präsentieren euch heute in unserem Reiseblog die Gegend um das provenzalische Städtchen Buis-les-Baronnies und das Ouvèze-Tal, wo unsere Trainingswoche vom 13. bis zum 15. Mai 2017 stattfinden wird.
Die Sonne brennt vom Himmel. Morgens um neun Uhr. An einem Samstag Anfang April. Ich bin das erste Mal im Jahr in kurz/kurz unterwegs und halte hundert Meter nach der ersten Kehre des Col d‘Ey an. Mitten in den endlos erscheinenden Olivenhainen des mittleren Ouvèze-Tals im Herzen der Drome Provençale. Ich schaue zum Himmel, keine Wolke zu sehen. Traumhafte Bedingungen für eine Rennradtour in den südfranzösischen Voralpen. Doch ich habe die Sonnencreme vergessen. Keine gute Idee. Also nochmal zurück zum Ausgangspunkt.Der Ausgangspunkt ist das gemütliche Hotel etwas außerhalb von Buis-les-Baronnies, direkt an der friedlich plätschernden Ouvèze gelegen. Hier bin ich gestern am späten Abend eingetroffen und am Morgen mit Blick auf die bewaldeten, sonnenbeschienenen Hügel aufgewacht. Hier wurde ich von Hotelier Jacky herzlich empfangen, und nach einem ausgiebigen Frühstück – Kalorien tanken für den Tag – schwärmt er mir vor vom
marché provençale in Buis, einem der bekanntesten Märkte der Region, der jeden Mittwoch stattfindet. Und natürlich von der tollen Landschaft. Ideal zum Radfahren. Und man käme sogar schon auf den Mont Ventoux rauf.
Olivenhaine oberhalb von Buis-les-Baronnies
Auf den Mont Ventoux fahre ich heute nicht, denn ich kenne ihn schon und habe nur zwei Tage Zeit, um neues kennenzulernen. Als ich ihn aber von der Schlussgerade des Col d‘Ey beim Blick zurück in voller Pracht sehe – diese Kathedrale des Radsports – da juckt es schon in den Beinen. Er lockt mich. Was wäre ein Rennrad-Ausflug in die Provence ohne ihren Giganten? Doch ich widerstehe – zu groß ist der Drang, die Region auch abseits des allgegenwärtigen Berges kennenzulernen.
An dieser Stelle ein kleiner geografischer Exkurs. Die Drome Provençale ist der provenzalische Teil des Départements Drome. Ich befinde mich in den Alpen, aber es sind die niedrigen, hügeligen provenzalischen Voralpen. Die Täler von Eygues, Toulourenc und eben der Ouvèze ziehen sich in Ost-West-Richtung der Rhone entgegen. Das Ouvèze-Tal ist dabei das vergessene, das verkehrstechnisch unbedeutende, aber auch das schönste. Allein das Tal hinauf zu fahren – vom römischen Städtchen Vaison mit seinen Côtes-du-Rhone-Weinbergen über die Olivenplantagen (Heimat des bekannten AOC-geadelten Olivenöls von Nyons), das felsige schluchtartige Tal, duftende Lavendelfelder und schließlich alpine Wiesen und Weiden am Col de Perty, dem höchsten Pass der Region. Mit einem sensationellen Panorama, das vom Ventoux auf der einen Seite bis zu den Hochalpen auf der anderen reicht.
Auch der Col de Perty ist mir heute nicht vergönnt, ich fahre über den Col d‘Ey und den Col de Soubeyrand ins Eygues-Tal. Kleine, aber feine Pässe, 300 bis 500 Höhenmeter pro Stück, nicht allzu steil, wunderschön zu fahren. Kaum Verkehr, herrliche Landschaft. Dann wage ich mich ins sich nördlich anschließende Diois hinein, betrete mit dem Col des Roustans unbekanntes Territorium. Auf der Südseite der Pässe trockene Vegetation, meist nur niedriges Buschwerk. Auf der Nordseite dicht bewaldet. Mit dem Geruch nach wildem Thymian im Straßengraben. So muss die Provence sein.
Felsenlandschaft am Col des Roustans
Über den Col de Muse – ein Kleinod der Ruhe und Abgeschiedenheit – verlasse ich das Diois nach Westen, wo die Alpen zum Rhonetal hin auslaufen. Aus Bergen werden Hügel, die Sonne brennt vom Himmel. Es fühlt sich an wie Hochsommer. Hochsommer im April. Im Mai, wenn wir 2017 in Buis-les-Baronnies Quartier nehmen, hat der Pool geöffnet, und man kann auf der Terrasse frühstücken, hat mir Jacky erläutert. Ich durchquere Valréas, die
enclave des papes – als Relikt historischer Besitzverhältnisse als Teil des Besitztums des in Avignon residierenden Papstes. Diese Gegend gehört dem Weinbau, ich fahre durch bekannte
villages des Côtes du Rhone wie Vinsobres und Puyméras. Wein und Oliven – auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten.
Dann erreiche ich das Ouvèze-Tal, bin fast am Ziel. Die Kräfte schwinden im Lauf dieser langen Tour so früh im Jahr, doch die Euphorie trägt mich das Tal hinauf. Mein schönster Rennrad-Tag seit langem. Jetzt wäre es schön, wenn der Pool schon geöffnet wäre, doch ein
demi in der Abendsonne ist auf jeden Fall drin.
Ein epischer Tag in der Drome Provençale. Mit nur einer von vielen Tourenvarianten, die diese Gegend bietet. Ich freue mich darauf, im Mai zur
Trainingswoche nach Buis zurückzukehren. Mit Mont Ventoux. Mit Col de Perty. Und mit all den anderen Traumpässen dieses Rennradparadieses.