02.08.2017,
majortom:
Nach der erfolgreichen und sehr schönen Königsetappe auf den Col du Galibier sind alle Teilnehmer wohlbehalten und stolz zurück in Sant-Jean. Grinsende Gesichter überall! Die Euphorie hält noch an.
Bevor wir zum eigentlichen Bericht kommen, krame ich nochmal tief im quaeldich-Reisen-Anektodenkistchen. Als ich 2013 die
erste Reise in die Savoyer Alpen geplant habe, gab es einen internen Kommentar von qd-Legende und Schotterstraßenpionier
Renko, der bekanntermaßen ein großer Anhänger von Rennrad-Heldentaten ist, und dem es daher gar nicht behagte, dass wir für die 2013er-Planung das Double Télégraphe/Galibier durch eine Übernachtung in Valloire getrennt haben. Der Galibier sei dadurch kastriert worden. O-Ton Renko: "Galibier émasculé". Die vergangenen vier Jahre habe ich diesen Einwand beharrlich ignoriert und sowohl auf der Savoyer-Alpen- als auch auf der Dauphiné-Reise die Übernachtung in Valloire beigehalten. Und so braucht es im Jahr 2017 ausgerechnet eine Relaxed-Reise, um meine Ehre wieder herzustellen. Heute war der Galibier eindeutig masculé, denn wir sind die testikelbehaftete Route von ganz unten im Tal gefahren!
Diese Anekdote war jetzt so schön, dass wir eigentlich keinen ausführlichen Bericht mehr brauchen. Nur so viel: herrlicher Sonnenschein, hochmotivierte Rennradfahrerinnen und -fahrer, hauptsach obsi und heute sogar zwei Mal Cola und Salami vom Thomasmobil. Dazu das übliche sensationelle Panorama auf der Galibier-Passhöhe vom Montblanc im Norden bis zur Barre des Ecrins im Süden. Ein Hoch auf die Galibier-Bezwinger! Was für ein Tag!
Nachtrag: da es sich um eine Relaxed-Reise handelt, erwähnen wir nur am Rande, dass der nimmermüde Hans und ein auf eigenen Wunsch anonymer Begleiter noch vom Galibier zum Lautaret abgefahren sind und wieder rauf. Das muss selbst der skeptische Renko als Heldentat anerkennen.
Weisheit des Tages:
"Better than the office?" (Anfeuerungs-Schriftzug auf der Galibier-Passstraße)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute geht es zum Höhepunkt der Reise, dem Col du Galibier. Sozuagen als Vorpass muss jedoch auch noch der Col du Télégraphe bezwungen werden.
Bei der Tour de France gibt es die „Großen Vier“ – Col du Tourmalet in den Pyrenäen, Mont Ventoux in der Provence, die Bergankunft in Alpe d'Huez, und der Col du Galibier, häufig der höchste Punkt der
Grande Boucle. Und diesen Mythos haben wir uns für heute vorgenommen. Königsetappe, keine Frage. Wir können es jedoch ganz entspannt angehen lassen, denn die ersten Kilometer im Arc-Tal sind flach. So richtig los geht es dann in Saint-Michel-de-Maurienne, wo der Col du Télégraphe beginnt. Noch in Mittelgebirgsatmosphäre, größtenteils im Wald. Eine kurze Zwischenabfahrt in den Skiort Valloire, und dann sind wir schon in der richtigen Galibier-Auffahrt. Und die Nervosität wird wie weggeblasen sein, denn ein eindrucksvolleres Alpenpanorama gibt es wohl selten, und jede Kurve offenbart neue Schönheiten. Und schließlich und endlich wartet auf der Passhöhe nochmal ein sensationeller Ausblick auf die Viertausender es Ecrin-Massivs vor uns. Für die Abfahrt heißt es dann noch einmal Konzentration sammeln, am kurzen Gegenanstieg zum Télégraphe werden die Schenkel brennen – aber wir waren heute auf dem Galibier, und da hat sich die Schufterei verdammt nochmal gelohnt!