04.04.2017,
majortom:
Ich muss zugeben, ich hatte insgeheim befürchtet, dass die heutige Etappe - insbesondere nach der heroischen Mont-Ventoux-Bezwingung gestern - ein wenig nach Resterampe wirkt. Ein bisschen Lubéron, ein bisschen Plateau de Vaucluse, und ein wenig durch die Ebene dazwischen. Weit gefehlt. Es war wieder eine wunderschöne Etappe bei bestem Wetter, durch sensationelle Provence-Landschaften. Und auch wenn Hagen immer wieder predigt, man solle nicht mit Vielseitigkeit werben, hat genau das die Etappe ausgemacht. Jeder Abschnitt bietet wieder etwas neues, und der Spannungsbogen kulminiert in der herrlichen Schlucht, durch die wir vom Col de la Ligne abgefahren sind.
Heute morgen ging es noch weniger entspannt los. Nach etwas Last-Minute-Reifenwechseln erscheine ausgerechnet ich zu spät zum Start, und dann fehlt René noch der B-Track, so dass er schonmal mit der entspannten Gruppe auf die A-Tour aufbricht. Also bleibt für mich die ausdauernde Gruppe (auf die ich mich freue) und die B-Tour, für die ich mich nicht wirklich vorbereitet habe. Seis drum, ich hoffe noch von der Ventoux-Euphorie bei den Teilnehmern zehren zu können.
Es geht los. Ein paar Flachkilometer in Richtung Lubéron-Ausläufer; der Höhenzug erhebt sich ja quasi direkt hinter Isle im Süden. Die ersten Wellen flowen wir routiniert weg, und spätestens als der Verkehr immer mehr nachlässt, beginnt es richtig Spaß zu machen. Jede Welle bringt uns dann weiter an der Lubéron-Flanke hinauf, und die Durchfahrt des schönen Ortes Bonnieux bringt ein erstes Highlight. Gefolgt von der schönen Auffahrt auf den Col de Pointu, in dessen direkter Verlängerund mal wieder der Mont Ventoux erscheint. Schon wieder Mont Ventoux, wie langweilig. Luxusproblem.
Vor Apt biegen wir auf die Véloroute ein, ein schöner Bahntrassen-Radweg, leider an Kreuzungen mit der einen oder anderen Schikane im Weg. Doch wir bleiben nicht lange auf dem Radweg und wenden uns nach Norden, wo bereits die gelben Ockerfelsen von Roussillon locken. Hier kehren wir auf teure, aber gute Crêpes, Sandwiches und Salate mit sensationellem Ockerpanorama ein. Halbzeit.
Dann fehlt nur noch der langgezogene Anstieg zur Forststraße Route des Indochinois. Bei müden Beinen in der April-Mittagshitze tun die 600 Höhenmeter (oder so) richtig weg, doch spätestens auf der herrlichen Forststraße mit der Serpentinenstraße zum Abschluss ist die Euphorie wieder da. Und oben - schon wieder der Ventoux... Die Gruppe entschließt sich zu einer kurzen Rast in der Sonne. Gute Idee.
Damit ist die Etappe für mich eigentlich schon abgehakt, da es nur noch bergab ins Ziel geht. Doch die Abfahrt durch eine weitere namenlose Schlucht ist einfach sensationell, und esktatische Jubelschreie erschallen durch die Schlucht, etwa fifty-fifty auf die überholte Radlerin und die Landschaft verteilt. Die Schlusskilometer empfangen uns zunächst mit Gegenwind, dann jedoch wenden wir uns nach Süden und lassen uns vom Nordwind nach Isle tragen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute streifen wir erstmals den Lubéron, bevor es wieder über das Plateau de Vaucluse zu den Ockerfelsen von Roussillon geht. Über die Indochinois-Forststraße geht es auf die weitgehend flachen Schlusskilometer im Comtat.
Eine weitere Runde durch das Plateau de Vaucluse steht am zweiten Tourentag auf dem Programm. Doch zunächst geht es Richtung Südwesten, wo wir auf einsamen Straßen entlang der Lubéron-Nordflanke einige hügelige Höhenmeter einsammeln. Die schöne Südseite des Col de Pointu bietet einen ersten längeren Anstieg und führt uns in das hübsche Städtchen Apt, das wir jedoch erstmal rechts liegen lassen. Nach einigen Kilometern über den Calavon-Radweg geht es nordwärts Richtung Plateau de Vaucluse, und bei Roussillon bekommen wir einen Eindruck von den dortigen berühmten gelben Ockerfelsen. Eine Mittagspause bietet sich an, und wer taugliche Schuhe dabei hat, kann sich die Ockerfelsen zu Fuß auch näher ansehen. Anschließend klettern wir über die
Route des Indochinois, eine einsame, wildromantische Forststraße auf die Höhen des Plateaus. Den Tag beschließt eine Abfahrt Richtung Rhonetal und die obligatorischen flachen Schlusskilometer zurück nach L'Isle.