23.03.2017,
Jan:
Blauer Himmel erwartet uns heute um 9.30 Uhr vor dem Hotel. Wieder! Es war schlechteres Wetter angekündigt, weswegen wir heute die Peña-Etappe einschieben wollen, bei der wir nahe am Meer bleiben und nicht so hoch hinaus wollen. Da der Bergzoo mittlerweile geschlossen ist, ist das Gebiet derzeit durch ein schweres Tor verschlossen, und wir können heute nicht hinauf. So die offizielle Aussage der Stadtverwaltung. So müde, wie unsere Beine mittlerweile nach dem fünftägigen Höhenmetermassaker sind, ist keiner wirklich enttäuscht. Kurzerhand planen wir die Runde um, fahren nur den ersten Teil zur Peña Escrita und dann über Rescate bergab, um in der Bar La Barraca in der wunderbaren Nudistenstrandbucht Cantarriján eine ruhetagswürdige Rast einzulegen.
Aber so weit ist es noch nicht. Erst müssen die 20 relativ flachen Kilometer auf der Nationalstraße nach Almuñecar absolviert werden. Der Wind ist noch mäßig, längst nicht so stark wir gestern abend, die Luft ist kühl in der frischen Morgenbrise, und Salobreña grüßt uns vor blauem Himmel. Schön! Dennoch sind wir froh, als wir in Almuñecar ins Val Verde einbiegen, wo wir in Torrecuevas zunächst noch einen schnellen Caffé Solo einnehmen. Ich guide heute die vereinigte Gruppe 1+2, weil Tobias mit einer üblen Magenverstimmung im Hotel bleiben musste, und die heißblütigen Rennpferde unter uns scharren mit den Hufen. Also wagen wir uns in den irrsinnigen Anfangsteil der Peña-Auffahrt. Hoch, runter, unter der Autobahn wieder hoch, runter und dann in das steile S, das das drei Kilometer lange Steilstück einleitet, und in dem die Qual beginnt. Alle kämpfen und würgen sich durch die Avocado-Plantagen, und auch wenn die drei heilbringenden Wasserspeicher relativ schnell in den Blick kommen, werden bis zum Erreichen des dort beginnenden Flachstücks doch noch viele, viele Körner verbrannt. Ab hier kann man dann etwas die Landschaft genießen, rechts am Horizont sieht man den Streckenverlauf der Cabra mit dem Bellavista de la Cabra als Landmarke, und hinter dem Grat schieben sich langsam die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada nach oben. Schön!
Am Abzweig nach Rescate sammeln wir die Meute, und hier beginnt ein für mich unbekannter Streckenabschnitt, den Zbig erst vor einigen Monaten gescoutet hat. Entsprechend dünn ist die Informationslage, und auch, wenn das gestern noch ausgedruckte Höhenprofil hier deutliche Gegenanstiege zeigt, sind alle doch ziemlich überrascht, wie viel wir auf dieser Abfahrt noch klettern müssen. Glücklicherweise wird weder Zbig von Marta gelyncht noch ich von Volker aufgegessen (er bekommt langsam Hunger), und so retten wir uns alle nach Cantarriján zu einer wunderbaren Mittagspause. Diese schmale Bucht ist von hoch aufragenden Felsen umgeben, die Wellen peitschen den Sandstrand, der Wind ist scharf, aber wir sitzen geschützt auf der Terrasse des La Barraca. Wow, so lässt sichs leben.
Zurück bläst uns der Wind. Ich fahre mit drei weiteren direkt zurück ins Hotel, der weitaus größere Teil der Gruppe 1+2 folgt Zbig über Itrabo. Im Puerto Chico lassen wir eine weitere grandiose Etappe bei einer Schmutz-Clara ausklingen. Wieder alles richtig gemacht! Die Beine sind vorbereitet für die große Abschlussetappe über Venta del Chaleco!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
In unserem
was erwartet dich unterwegs ist festgehalten, dass unsere Strecken sportlich sind, und dass es
auch mal steil sein darf. Das wollen wir wirklich nicht übertreiben, weil wir ja in erster Linie
Rennrad fahren wollen, was viel mit Eleganz, Leichtigkeit und Rollen zu tun hat. Aber nicht heute. Heute wird gequetscht, heute wollen wir wissen, wer stärker ist: wir oder die Peña Escrita, ein Berg unweit der Küste, auf die eine irrwitzig steile Straße hinaufführt, und das durch einen Zoo, in dem die Tiere rechts und links der Straße Hohn und Spott über uns leidende Radfahrer ausschütten.
Auf dem Weg dorthin und vor allem oben erschließen sich aber traumhafte Rundumblicke in Richtung Meer und hinauf zur Cabra, die wir schon vor zwei Tagen gefahren sind. Wunderschön! Vor allem im Nachhinein, wenn wir es geschafft haben.
Gute 25 km haben wir Zeit, uns einzufahren, bei Km 37 ist schon alles geschafft. Beim Rückweg über Itrabo werden wir die 8-9 prozentige Steigung gar nicht mehr wahrnehmen, und nach 78 Kilometern sind wir heute früh zurück und können in aller Ruhe in die Cherenguitos an der Strandpromenade einfallen.