25.04.2017,
majortom:
Ganz klar, am Abschlusstag ist unser local hero
Peter erneut zu Höchstform aufgelaufen, um uns sowohl die Landschaft als auch die Kulinarik seiner Pfalz näher zu bringen. Sowohl was die Tour als auch den Mittagsimbiss betrifft, lag die Messlatte nach den vergangenen Tagen (Speyer, Dampfnudeln, Kalmit, Schwarzsohl, Suppekuchendouble, Lindemannsruhe) ja enorm hoch. Und trotz anfänglicher Schwierigkeiten bei der Saumagenzustellung war es erneut ein herrlicher Tag, mit einsamen Tälern im idyllischen südlichen Pfälzerwald, einer kurzen Crosspassage aufgrund eines Navigations-Fauxpas' der Reiseleitung, Cols und Eclairs im Elsass, und nicht zuletzt der sensationellen Saumagenverköstigung als Unterbrechung des Hügelmassakers. Savoir vivre, und wie auch immer das pfälzische Pendant dazu heißt. Allerherzlichsten Dank also an Peter und an sein Verpflegunsteam Nicole und Felix. Und deshalb lassen wir das Pfalz-Mastermind auch nochmal selbst zu Wort kommen und den heutigen Tag aus seiner Sicht berichten:
„Sonntag, vor 6 Uhr. Als ich zu mir komme schaue ich zum Fenster. Das untere Ende des Spalts, den die Vorhänge freilassen ist lila und orange. Das Wetter wird gut! Wir liegen mit unsrer Entscheidung das Picknick in den ,,Morastwiesen", einer meiner vielen Lieblingsorte, zu belassen, wohl richtig.
Unsere Gäste wissen noch nichts vom Saumagen. Sie wisssen nicht, dass Tom und ich am Donnerstag 6 Stunden lang kiloweise Fleisch, Gemüse, Kartoffen und Brötchen gewürfelt, mit Eiern und allerlei Gewürzen vermengt, in 4 frische Saumägen gefüllt und vorgekocht und am Freitagmorgen mit sonstigem Krempel, der für das Picknick gebraucht wird, für den Transport gerichtet haben.
Heißen Tee, Sauerkraut, Brot, Butter zum Anbraten und ein langes Messer zum Aufschneiden habe ich gestern bei meiner Frau nachgeordert. Dennoch bin ich unsicher, ob nicht doch eine unerlässliche Kleinigkeit, z.B. Feuer für den Gaskocher, fehlt.
Um 8, etwa eine Stunde vor den anderen setze ich mich aufs Rad und fahre los. Das Wetter ist super, zwar kalt, aber strahlend.
Ich genieße die Fahrt nach Busenberg, wo ich mich mit Felix und Nicole (mein Sohn und dessen liebe Freundin) verabredet habe. Zeitgleich treffen wir ein, fahren runter zu den Wiesen und suchen eine windstille, trockene Stelle. Tische und Bänke werden aufgebaut, der Hockerkocher angeschmissen und das Sauerkraut aufgewärmt. Getränke, Teller, Besteck, Servietten, Becher und Schoppengläser alles dabei, prima.
Das Sauerkraut ist heiß, die Schnellen werden gleich ankommen. Jetzt den ersten Saumagen aufschneiden und in der großen Pfanne anbraten. Wo ist die Kiste mit den Saumägen? Die ist..., die fehlt! Die steht noch 90km entfernt in LU in unserem kühlen Keller!
So eine Scheiße? NEIN! DAS muss uns erst einmal jemand nachmachen. Perfekt kann jeder!
Kurz überlegt, das Picknick muss eben auf dem Rückweg aus dem Elsass stattfinden. Felix und ich räumen schnellstmöglich wieder den ganzen Krempel in den Caddy. Nicole legt Brot und drei Gläser Veggie-Aufstrich und drei Messer auf einigen Servietten bereit und füllt Apfelschorle in Bechern ab. Gerade so viel, wie ich ,,Leergut" im Guiderucksack transportieren kann. Ich nenne Felix noch schnell zwei Ortsnamen zwischen denen die beiden nach der Rückkehr aus LU einen schönen Platz suchen sollen.
Die jetzt ankommenden RadlerInnen nehmen das Missgeschick mit einer Mischung aus Mitleid mit mir, Heiterkeit über den ungewöhnlichen Verlauf eines ebenso ungewöhnlichen Plans und der merklichen Erleichterung, dass sie erst einmal nicht zum Verzehr von Saumagen genötigt werden, auf.
Kurz, in bester Stimmung geht es über die Grenze nach Wissembourg, wo -programmgemäß- viel fotografiert wird und in der Sonne sitzend Kaffee und Eclairs genossen werden.
Ein bisschen Bange wird mir erst wieder als ich meine Gruppe vom Kaplaneihof auf den Buckel Richtung Kapellen führe. Felix hat diese Namen sicher noch nie zuvor gehört. Haben sie einen schönen Platz gefunden? Haben sie alles schon vorbereitet?
Nicole und Felix haben es super hingekriegt. Danke!
Schnell schwindet das Misstrauen gegenüber dem Pfälzer Saumagen. Es wir ordentlich gegessen, jeder langt zu. Da spielt es keine Rolle, dass die Zubereitung nicht perfekt gelungen ist. Außer mir weiß eh keiner, wie gut ein ,,Hausgemachter" schmecken kann. Und jetzt am dritten Tag, wird erstmals auch das Dubbeglas ein zweites Mal mit Schorle gefüllt. Alle Menschen sind lernfähig! Die netten Menschen, die zur ,,Saisoneröffnung in der Pfalz" gekommen sind, allemal.
Und so hoffe ich auf das Verständnis und den Humor der Sportiven, die schneller als Nicole und Felix waren und deshalb auf dem Buckel zwischen dem Kaplaneihof und Kapellen nur die schöne Landschaft vorfanden. Sorry, das tut mir sehr leid.“
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Was gibt es Schöneres als am Sonntagmorgen durch Rhodt und Weiher ins Modenbachtal und weiter durchs Dernbachtal auf den Trifels zu zufahren? „Nix!“ würden die meisten Pfälzer ausrufen.
Doch! Einfach weiterradeln durch die herzallerliebste Südpfalz. Unzählige Sandsteinfelsen mit fast genauso vielen Burgen, das wunderbare Wieslautertal... Idylle pur!
Schließlich noch einen Abstecher gerade so über die Grenze ins Elsass nach Wissembourg, einen Ort mit einem ganz eigenen Charme. Schade, dass uns wahrscheinlich nur Zeit für Fotos, Kaffee und ein Eclair bleibt.
Zurück geht es über eine nicht enden wollende Reihe von Kackwellen durch die Weinberge und wenig bekannte Weindörfer, teils auf, teils parallel zur Weinstraße - ständig aussichtsreich, allermeist verkehrsarm.
Ohne zu viel zu verraten ist klar, dass auch heute ein weiterer einzigartiger Faktor der erfolgreichen Unterstützung der einheimischen Radsportler durch die Pfälzer Gastronomie praktisch am eigenen Körper unter Wettkampfbedingungen erprobt werden kann.
Für Teilnehmer, die recht früh abreisen wollen, besteht stündlich die Möglichkeit, von Wissembourg den Zug zurück zu nehmen.