13.01.2017,
majortom:
Bislang haben wir euch in unserem Reiseblog einige unserer Frühjahrs-Destinationen unter südlicher Sonne vorgestellt (Ligurien, Provence). Heute bleiben wir jedoch in Deutschland, wo man auch schon früh im Jahr schöne Rennrad-Touren unternehmen kann. Unser local hero
Peter stellt euch heute die Pfalz vor, wo unser diesjähriger traditioneller Saisonstart vom 21. bis zum 23. April 2017 stattfinden wird.
Es begann schon im Jahre 12 v. Chr. Das ganze Abendland war von den Römern besetzt. Auch die Pfalz in ihrer ganzen Lieblichkeit gehörte inzwischen zum römischen Imperium. Von ihren Kriegszügen erschöpfte Zenturionen labten sich an pfälzer Wein und hiesigen Mädchen und Knaben, verbreiteten unsere edlen Rebensorten in andere Provinzen des Reichs und in der damaligen Presse erfolgreich die Lüge, ihnen selbst sei die Kultivierung des edlen Getränkes zuzuschreiben.Die so schändlich Hintergangenen waren bei nächster Gelegenheit wenigstens so schlau, den englischen Angeber
Richard Löwenherz – ja genau der, der zu Hause den armen Robin H. im Stich ließ – seinen Wellnessaufenthalt auf dem
Trifels von 1192 bis 1194 vor seiner Abreise standesgemäß mit 150.000 Mark Silber entgelten zu lassen.
Leider aber kann ein Pfälzer seine Interessen nicht konsequent und hartnäckig verfolgen. Das liegt ihm nicht im Blut. Dazu ist er einfach ein zu feiner Mensch, sprichwörtlich ein Gutmensch. Es liegt vielmehr in seiner Natur, zu allen Nachbarn gute, ja liebevolle Beziehungen zu pflegen.
So schickten die Pfälzer ein paar Jahre später (1671) voller Hoffnung und Vorfreude ihr Topmodel
Liesel an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig nach Frankreich, wo es ihr sogar gelang, dem schwulen Bruder Ludwigs des XIV., dem Herzog von Orléans, mehrere Kinder abzuluchsen. Offenbar begeisterte unsere „Liselotte von der Pfalz“ besagten Ludwig so, dass er samt seinen vollständig angetretenen Soldaten den Pfälzern einen
Gegenbesuch abstattete und im halben Land unter dem Motto „Brûlez le Palatinat!“ ausgelassene Feste feierte, bei denen kein Stein auf dem anderen blieb. Als die Gäste mit ihrem Feuereifer aber über den Rhein gen Osten weiterzogen, machte man sich in der Pfalz ans Aufräumen und nahm mit klammheimlicher Freude wahr, dass endlich auch den eingebildeten Heidelbergern mal ordentlich eingeheizt wurde. Was aber meine edlen Vorfahren angesichts eines Feuerscheins, der dem des Krakatau gleich kam, nicht gebührend berücksichtigten, war, dass die Franzosen auf ihrem Heimweg nochmals durch ihr Land kommen mussten, wo sie selbstverständlich in den noch nicht zerstörten Orten herzlich willkommen waren.
Als das 1000-jährige Reich dicht machte, war die Pfalz erneut ziemlich ramponiert. Doch es waren erneut echte Recken aus unserem leiderprobten Landstrich, die die Deutschen wieder in die Spur brachten. Fritz und seine Boygroup kaperten einen Bus, aktivierten einige halbwegs taugliche Kicker und nahmen auf dem Weg in die Schweiz einen Anhalter namens Sepp mit. Diesem brachten sie noch in einem Crashkurs einige tiefsinnige Sprüche für die Sportreporter bei und bereiteten sich dann mit Intervalltraining an der Rampe zur Griesalp auf die Spiele gegen Ungarn vor. Was folgte ist hinlänglich bekannt: Statt der „Helden aus der Pfalz“ wurde das
Wunder von Bern bejubelt.
Später kam es noch schlimmer:
Ein großer, wohlgenährter Pfälzer, genannt „Birne“, lud viele wichtige Personen aus aller Welt zu Riesling und Saumagen nach Deidesheim ein. Egal, ob Mitterand, Reagan, Thatcher, Lamas Dalai oder Gorbi, alle waren sie schlicht und einfach nur begeistert von diesem palatinischen Deutschland und dankten mit unerwarteten Gastgeschenken in Form von bald blühenden Landschaften im Osten. Ganz Deutschland feierte! Die Schuld für den anschließenden Kater schob man dann natürlich den Pfälzern zu und verunglimpfte unseren einmaligen Saumagen. Völlig ungerecht, denn nachweislich haben 1994 nur 269.502 Pfälzer, aber 17.697.310 sonstige Personen die Partei des „Dicken“ gewählt und unser Saumagen wählte gleich gar nicht!
Auch dieses neuerliche Trauma haben meine Landsleute mit der Zeit auf unzähligen Weinfesten überwunden. Aber sehr schwer tun wir uns immer noch, wenn bei schönem Wetter wohlhabende Bildungsbürger meinen, sie tun den armen Pfälzern einen Gefallen, wenn sie ihre großen, hässlichen, grau-schwarz-braunen SUVs mit gänzlich unbekannten Kennzeichen, wie F, HD, KA oder gar S einfach so im Wingert parken, unseren guten Wein aus richtigen Schoppen alleine runterschütten, statt ihn, wie es sich gehört, an den Nächststehenden weiterzureichen, um dann noch – natürlich gut gemeint und weltkennerisch – auszurufen: „Dass es sowas gibt: Hier ist es ja genauso schön wie letztes Jahr in der Toskana und sogar noch billiger dazu!“ Die vergleichen doch tatsächlich die Pfalz mit der Toskana!?! Aua!
Und schließlich gibt es noch so einen komischen Verein aus Berlin. Dessen Name quaeldich.de steht wohl kaum im Zusammenhang mit einer allgemein bekannt gewordenen liebevollen Zuwendung eines
Pfälzers an seinen Sportkameraden. Wie wäre es sonst möglich, dass die so blöde sind, dreimal mit
hunderten von Bekloppten durch unser schönes Land zu ziehen, ohne dabei – und sei es nur für einen einzigen Kilometer – auf der Weinstraße zu fahren. Wozu haben wir uns denn die letzten 2000 Jahre so angestrengt?
Also nutzt die
einmalige Chance.
Nette Menschen in die Pfalz!
…. Mit dem Fahrrad, versteht sich!
P.S.: Bei der Übersetzung des pfälzischen Originaltextes können sich geringfügige Ungenauigkeiten eingeschlichen haben. Falls sich jemand daran stört, ist es sein Problem.