14.09.2017,
majortom:
Der Grand Canyon liegt in Arizona? Nun ja, da gibt es auch einen. Aber der einzig wahre Grand Canyon ist (zumindest für uns Provence-Urlauber) natürlich der Grand Canyon du Verdon, die großartige Verdonschlucht, die uns heute abermals eine tolle Etappe beschert hat. Der Grand Canyon liegt in der Provence!
Da im Vorfeld der Etappe einige Unsicherheiten bezüglich des in der Regelplanung als zweitem zu absolvierenden Col de Buis aufkam (vorgeblich wegen dessen bis zu 19 Prozent steilen Rampen), haben wir uns gestern noch zu einer Alternativroute entschlossen: dem Var-Tal entlang bis zum Col des Toutes Aures, dann am Lac de Castellane entlang und schließlich in Castellane zur Mittagspause wieder auf die geplante Strecke. So kommt es am Morgen zu einigem Gruppenshuffling; trotz meiner ausdrücklichen Ermunterung (wir fahren die Etappe schließlich wegen des Grand Canyon und nicht wegen des Gepummels vorher) starte ich jedoch nur mit einer Dame und drei Mann auf die alternative Runde, während Tilmann und Tom mit dem Großteil der Gruppe die Regelplanung angehen. Es freut mich jedoch sehr, auch mal mit ein paar anderen Teilnehmern unterwegs zu sein, die ich sonst den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekomme.
Bis zur Abzweigung fahren wir ungeplant noch gemeinsam mit der neuen Gruppe 2, dann biegen sie ein auf die Passstraße zum Col des Felines, während wir im Var-Tal bleiben. Vermutlich war der Begriff ,,Nationalstraße" der Grund, warum sich doch die meisten für die ursprünglich geplante Etappe entschieden haben, wir stellen jedoch schon bald fest, dass der Verkehr hier durchaus erträglich ist und das Var-Tal zudem auch noch ganz schön. Auch Felssicherungsarbeiten oberhalb unserer Straße können uns mittels Straßensperrung nur temporär aufhalten, und dann sind wir auch schon in der Auffahrt zum Col des Toutes Aures, der sich auch noch als ziemlich schön herausstellt.
Nach einer Gegenwind-Abfahrt (heute kommt der Wind mal aus Westen) fahren wir dann am Stausee entlang, abermals ein Highlight. Also alles richtig gemacht, beschließen wir, zumal wir heute als erstes am Erich-Buffet sind und somit die volle Auswahl genießen. Kurze Zeit später taucht dann Tom mit den Sportiven auf, da sind wir jedoch schon gestärkt und machen uns auf Richtung Verdon-Schlucht. Fotostopps ausdrücklich erlaubt, so die Devise, die ich ausgebe, und das wird tatsächlich schon im unteren Teil gerne umgesetzt, obwohl das ja Pillepalle ist gegen die sensationellen Steilwände, die uns später erwarten.
Der bekannte Point Sublime-Aussichtspunkt stellt sich als nicht Rennradschuhwerktauglich heraus, doch sogleich biegen wir auf die Route des Cretes ab, und die ist einfach der Hammer. Zuerst ist es noch völlig unspektakulär (wenn auch mit schöner Herbststimmung), doch mit Erreichen der ersten Serpentinengruppe genießen wir die spektakulären Tiefblicke hinab in die Schlucht. Senkrechte Steilwände, und irgendwo ganz tief unten plätschert der Verdon dahin, der für dieses Naturschauspiel verantwortlich ist.
Dann jagt ein Belvedère den nächsten, und die Anhalt-Frequenz wird immer geringer. Die Tiefblicke bleiben jedoch großartig, und selbst wenn man nicht fotografiert (es ist eh schwer, die ganze Szenerie auf einem Bild einzufangen), lohnt es sich, einfach die Schlucht auf sich wirken zu lassen. Der doch recht steile Anstieg macht sich dann auch in den Beinen bemerkbar, doch dann ist der höchste Punkt erreicht, und auch die Abfahrt ist hochspektakulär am Rand der Schlucht entlang, nur der starke Wind erfordert höchste Konzentration. Volle Punktzahl also für die Verdon-Schlucht.
Wir haben uns in La Palud für einen Kaffee verabredet, und der größte Teil der Gruppe wartet auch schon dort, als ich ankomme. Ein wenig hektisch wird die Kaffeepause dann allerdings schon, als sich ein Regenschauer ankündigt. Leider geraten wir trotz raschem Aufbruch noch mitten in den Schauer herein, doch er ist auch schon wieder vorbei, noch bevor wir richtig nass geworden sind. Kein Problem also. Es geht noch hoch zum Col d'Ayen und dann hinab in den letzten Teil der Schlucht, wobei hier die Landschaft eher weniger bewundert wird, weil die nasse Straße und der starke Wind die volle Aufmerksamkeit erfordert. An den letzten Aussichtspunkten, wo man auf den Lac de Sainte-Croix blickt, zu dem der Verdon aufgestaut wird, werden aber wieder die Fotoapparate gezückt. Gleich darauf sind wir dann auch schon in Moustiers angekommen. Was für eine Etappe! - schon wieder.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Ein weiteres Highlight der Provence prägt die fünfte Etappe. Es geht heute entlang der spektakulären Verdon-Schlucht, einem Must-have Südfrankreichs. Die Etappe führt bis Moustiers-Sainte-Marie am Lac de Sainte-Croix.
Der Grand Canyon befindet sich in Arizona. Aber der Grand Canyon du Verdon, wie die Verdon-Schlucht auch genannt wird, befindet sich in der Provence und wird heute von uns durchquert. Zunächst jedoch braucht es ein wenig Aufgalopp, so dass sich die Höhenmeter heute auf Königsetappenniveau summieren. Königlich ist allerdings auch die Landschaft, und so fügt sich zusammen, was zusammen gehört. Die Etappe beginnt mit einem Pässedreigestirn der Kategorie „klein aber fein“. Auf den Col de Félines folgt der steile Col du Buis, und schließlich der schöne Col de Saint-Barnabé, der uns ins Verdon-Tal nach Castellane bringt. Hier geht es dann in die Verdon-Schlucht, und das Staunen beginnt. Doch auch die Beine werden gefordert, denn zum Col d'Ayen, dem höchsten Punkt der
Rive droite, gilt es nochmal ein paar Höhenmeter zu absolvieren. Dasselbe gilt für die Route des Crètes, eine Ringstraße, die uns nochmal sensationelle Panoramen serviert. Und zum Schluss öffnet sich die Schlucht zum herrlichen türkisblauen Stausee Lac de Sainte-Croix, in dessen Nähe wir in Moustiers Quartier beziehen.