27.07.2016,
Peter Uthmann:
Heute wird zur Abwechslung aus der „entspannten“ Gruppe 3 berichtet.
Nachdem wir uns durch den Verkehr von Briancon gekämpft haben (Wochenmärkte sollten auf unsere Tracks Rücksicht nehmen!), beginnen wir direkt mit dem Aufstieg zum Col du Lautaret, ein klassischer Rollerberg. Eben diese Roller scharen nach 10 nur leicht ansteigenden Kilometern schon mit den Pedalen und werden daraufhin vom Guide von der Leine gelassen. Hinten bildet sich sofort ein Pinkel-Grupetto, in dem die Kreativität keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, sich plausibe der Führungsarbeit zu entziehen. Je länger der Anstieg dauert, desto mehr nehmen wir jedoch Fahrt auf und finden einen zügigen Rhythmus, der aber noch genügend Körner für die Bergankunft in Alpe d'Huez übrig lässt. Stephan gönnt sich als einziger der Gruppe noch den Galibier und trifft dort weitere Fahrer der anderen Gruppen an.
Nach einem kurzen Halt auf der überraschend angenehm temperierten Passhöhe geht es in die lange Abfahrt Richtung Le Bourg-d'Osians. Die Tatsache, dass der Lautaret auch von der Westseite ein Rollerberg ist in Kombination mit Gegenwind machen dies zu einem zähen Unterfangen. Im unteren Teil muss noch der Lac de Chambon auf einer abenteuerlich an das Ufer gelegten Behelfsstraße umgangen werden. Nachdem wir wieder auf der normalen Straße sind, gibt es wie angekündigt das Festessen bei Sille und ihren fleißigen Helfern/Praktikanten/Lehrlingen. Das Buffet ist wie jeden Tag ein Genuss. Täglich werden wir mit neuen Leckereien überrascht und heute bieten sich sogar Sitzgelegenheiten... Ein Traum!
Einzig die Gruppenzugehörigkeit der bereits anwesenden Personen lässt sich nicht ganz zuordnen. Gruppe 0, 1, 2 oder doch Selbstfahrer und wenn ja, auf welcher Variante? Diese Sorgen kennt Gruppe 3 nicht, Harmonie wird hier groß geschrieben.
Dann begeben wir uns mit reichlich Übergewicht in Richtung der Legende. Oder zu einem normalen Anstieg, der von Geschichte und Medien stark aufgebläht wurde. Ansichtssache... Aber die meisten sind voller Vorfreude, ist diese Bergankunft doch eines der Highlights unserer Tour.
Nach wenigen Metern im Anstieg zerfällt die Gruppe jedoch schon in ihre Einzelteile. Bei diesen Prozenten können und wollen auch wir nicht mehr zusammen fahren. Gepusht von der Tatsache, dass wir den Anstieg vor ein paar anderen (Splitter-)Gruppen, einem Guide und beiden Begleitfahrzeugen beginnen, verlässt auch der Guide seine bisher in Anstiegen angestammte Position am Ende der Gruppe und kommt zeitgleich mit dem an diesem Anstieg besten Mann der „Entspannten“ an. Die beste Frau hat da ihr Rad schon längst in der Garage abgestellt, da sie ihren klaren Gewichtsvorteil gnadenlos ausgespielt hat. Nach und nach trudeln alle Teilnehmer am direkt am Tour-Etappenzielpunkt gelegenen Hotel an und nahezu jeder trägt ein breites Grinsen im Gesicht! Ob es am geschafften Anstieg liegt oder der Tatsache geschuldet ist, dass uns aufgrund der Kürze der Etappe ein freier Nachmittag zur Verfügung steht, ist letztendlich egal. Auch die Möglichkeit, bereits um 7 zum Abendessen zu gehen, sorgt vielerorts für Vorfreude. Übermorgen sind wir dann wieder hier oben im schönen Hotel Le Dome, hoffentlich mit einem ähnlichen Gemütszustand. Wir werden sehen...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der vierte Tag steht ganz im Zeichen der bekanntesten Bergankunft der Tour de France – Alpe d'Huez mit seinen mythischen 21 Kehren. Zuvor muss allerdings noch der Col du Lautaret überwunden werden.
Wir sind nun endgültig in den Hochalpen angekommen. Von der Vauban-Stadt Briançon wenden wir uns wieder in nordwestlicher Richtung, auf die lange und ziemlich zähe Anfahrt zum
Col du Lautaret, womöglich gegen den Wind ankämpfend. Diesen Pass kennt man eigentlich nur als Vorpass zum Col du Galibier, doch dieser steht bei uns erst später auf dem Programm, und wir überqueren die Lautaret-Passhöhe hinüber ins Oisans. Ein weiterer Zweitausender also, den wir dem Palmarès hinzufügen können.
Eine überraschend schöne Abfahrt führt uns dann hinab nach Bourg d'Oisans, von wo aus sich die
Bergankunft der Bergankünfte anschließt. Purer Mainstream natürlich, aber wenn man mal in der Gegend ist, will man es wohl auch gemacht haben. Über Nacht bleiben wir in der zugegebenermaßen nicht wirklich hübschen Skistation, so dass wir auch eine echte Bergankunft haben.
Option: Mit einer zweiten Tour-Bergankunft in
Les Deux-Alpes kommt man auf 93 km / 2600 Hm.