02.04.2016,
majortom:
Wir haben Urlaub. Zumindest war das das Argument unserer geschätzten Teilnehmer, mit dem sie an uns heran getreten sind, die Abfahrt von 9 Uhr auf 9 Uhr 30 zu verschieben. Angesichts des organisierten Alkoholkonsums a.k.a. Weinbergsafari feat. Weingut Landerer am Vorabend möglicherweise keine allzu schlechte Idee. Und so geht es kurz nach 9 Uhr 30 (Verzögerungen im Betriebsablauf allein der Trantütigkeit des Reiseleiters geschuldet) nach etwas Wer-startet-zuerst-Konfusion los über den von
Jan auf den Namen „Bickensohler Nupsi“ getauften Bickensohler Nupsi.
Anschließend steht sofort der
Texaspass auf dem Programm, eingeführt vom Chefguide als steilste Rampe des Tages. Der Aussichtspunkt diesseits der Passhöhe liegt allerdings im Nebel – schade. Über Königschafhausen und Sasbach arbeiten wir uns dann in Richtung des Rheins und gleichzeitig auch in Richtung des befreundeten Elsasses vor. 30 Kilometer Flow bringen uns an die Elsässer Weinstraße und zum Fachwerkgedöns zu Ribeauvillé.
Dort beginnt die Auffahrt zum
Col de Freland, bekannt von der Schlussetappe der Deutschland-Rundfahrt 2013. Ein hübscher, weitgehend motorradfreier, gut rollender Anstieg, im Gegensatz zu den gestrigen fiesen Quetschrampen auch der Jahreszeit angemessen. Die Abzweigung nach Aubure haben wir mustergültig ausgeschildert, so dass wir das fast noch besser rollende Schlussstück genießen können.
Der Tag ist aufgrund unseres entspannten Tempos (heute berichten wir aus der entspannten Gruppe) schon fortgeschritten, und so wird es Zeit, zur Mittagsrast einzukehren. Dies geschieht in Hachimette, wo uns die Auberge de l'Ancienne Gare nicht nur mit XXL-Cordon-Bleu, sondern auch mit preiswertem Gemüseteller mit Spätzle versorgt. Lob für besagte Auberge. (Ebenso begeistert, wenn nicht noch mehr, sind übrigens auch die sportiven und ausdauernden, die etappenaufwärts in Orbey pompöse Mahlzeiten mit Escargots und Choucroute verzehren).
Damit ist die Hälfte der Etappe rum, und wir schalten in den Turbo-Berichterstattungsmodus. Schöner Anstieg nach Trois-Epis mit zwischendurch schönen Aussichten auf den noch schneebedeckten Vogesenhauptkamm. Die Abzweigung zu
Wettstein/
Linge lassen wir rechts liegen, da wir uns für die kürzere Variante der heutigen Etappe entschieden haben – 125 km Anfang April sind schließlich ambitioniert genug. Von Trois-Epis fahren wir dann kollektiv auf der falschen Route ab, macht aber nichts, da wir so oder so nach Colmar kommen.
Ein paar Colmarer Ampeln lassen sich leider nicht vermeiden, doch aufgrund vorliegender Geheimdienstinformationen verlassen wir die Stadt verkehrsfrei über eine durch den Wald verlaufende Asphaltstraße mit ein bisschen Rollsplitt. Etwas zähes Gegurke durch die elsässische Tiefebene, dann überqueren wir die Rheinbrücke zu Breisach und kehren somit nach Südbaden zurück. Der
Kreuzenbuck-Pass wird per Mehrheitsbeschluss vom Etappenplan gestrichen und das Improvisationstalent des Etappenplaners somit auf die Probe gestellt (souverän bestanden). Und da die sportiven und ausdauernden so lange für ihre Escargot-Exzesse gebraucht haben, sind wir sogar die ersten an Hotel. Wo wir vor die schwierige Wahl zwischen Burgunderhirsch und Weißem Waller gestellt werden. Kudos für die Krone-Küchencrew.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unser Quartier Achkarren liegt nur wenige Kilometer vom Rhein entfernt, der Grenze nach Frankreich. Da wäre es natürlich schade, wenn wir dem benachbarten Elsass keinen Besuch abstatten würden – dem Dolce-Vita-Motto getreu vielleicht sogar mit einem Flammkuchen in der Winstub?
Kein Problem. Damit es sich auch richtig lohnt, dringen wir sogar bis in die Vogesen vor. Col de Fréland und Trois-Epis gehören (der Jahreszeit angemessen) nicht zu den schwierigsten Vogesenpässen, die Steigungen sind eher mäßig und die Auffahrt sollte daher recht gemütlich erfolgen können. Möglicherweise wird der zu Beginn der Etappe bezwingende Texaspass im Kaiserstuhl, bekannt als Scharfrichter der ehemaligen Profi-Rundfahrt Regio-Tour, viel eher etwas wohlverdienten Schweiß fließen lassen. Dass auch die Rouleure voll auf ihre Kosten kommen, ist durch die zweimalige Querung der Rheinebene gesichert, die uns zudem auch noch durch malerische elsässische Dörfer, wie Ribeauvillé an der Weinstraße oder Neuf-Brisach mit seiner Festungsanlage, führt. Wenn wir in der Altstadt von Colmar dann auch noch zu unserer
tarte flambée kommen, was fehlt dann noch zu einer perfekten Frühlingstour?