03.09.2015,
majortom:
Herzlich willkommen zur Live-Berichterstattung der quaeldich.de Pyrenäen-Klassiker 2015. Wir sitzen derzeit in der Lobby des Hotels Eychenne zu St. Girons im trockenen, schauen den Vuelta-Livestream mit niederländischem Kommentar, trinken Kaffee und lokal gebrautes Bier und erfreuen uns am Regen, der pünktlich mit dem Eintreffen der letzten Gruppe eingesetzt hat.
Ax-les-Thermes, 9 Uhr morgens. Kurz nach dem Aufbruch der sportiven Gruppe setzt der (vorausgesagte) Regen ein, so dass in der ausdauernden und der entspannten Gruppe spontan der Ersatz-Track über den
Col de Port geladen wird. Dieser verzichtet auch auf die Höhenstraße rechts des Ariège-Tals, so dass wir erstmal auf der N20 unterwegs sind. Es wird jedoch in den Tunnelblick-Modus geschaltet, so dass wir den (erträglichen) Verkehr kaum wahrnehmen.
So erreichen wir den Verzweigungspunkt Tarascon nach einem Parforceritt das Ariège-Tal hinab. Witterung: trocken. Ein wenig blauer Himmel erkennbar. Also planen wir wieder um, von der Ausweich- auf die eigentlich geplante Etappe über
Port de Lers und
Col d'Agnes. Auch von dem „Fermé“-Schild lassen wir uns nicht abschrecken; ein Autofahrer gibt uns die Auskunft, dass wir durch die Baustelle per Rad gut durchkommen.
An Peters Verpflegung in Vicdessos fährt uns dann ein Teil der ausdauernden Gruppe auf, nämlich der ausdauernde Teil. Der Weichei-Teil fährt unter Leitung von Oberweichei*
Tom über Col de Port. Weiter geht es also als eine ausdauernd-entspannte Hybridgruppe den Port de Lers hinauf.
Wunderschöner Pass, schmale Straße, herrliche Pyrenäenidylle. Oben von Wolken- und Nebelschwaden umwaberte Gipfel, mystische Stimmung. Den Kalorienbedarf decken in der Senke zwischen Lars und Agnes Tarte aux myrtilles, Gateau basque und Nid d'abeilles. Frisch gestärkt drücken wir dann auch noch die 300 Höhenmeter zum Col d'Agnès weg und werden dabei von der sportiven Gruppe gestellt. Oben an der Passhöhe treffen wir auf eine französische Radgruppe, die auf einer
Transpyrenée vom Atlantik zum Mittelmeer unterwegs sind. Respekt.
Und somit fehlen noch etwa 40 km bis ins Ziel in St. Girons, die mit einem weiteren Parforceritt das Salat-Tal (der Fluss heißt wirklich so) hinab überwunden werden. Herzlicher Empfang im Hotel und so. Unbestätigten Gerüchten zufolge gibt es heute mal kein Huhn zum Abendessen.
* Die Diffamierung als Oberweichei erfolgt lediglich aus dramaturgischen Gründen. In Wahrheit ist der betreffende Guide natürlich über jeden Zweifel erhaben.
Ursprünglicher Etappenbericht:
Heute steht ein weiterer Tag auf schmalen Straßen abseits jeder Touristenströme an. Zunächst umgehen wir die N30 auf der Panoramastraße über den Pas de Souloumbrie, um uns ab Tarascon-sur-Ariège den Passprüfungen des Tages zuzuwenden.
Port de Lers und Col d'Agnes sind zwar allesamt wenig hoch, aber was bedeutet das schon in Anbetracht der wunderschönen Natur, gerade am Agnes?
Auf den Agnes folgt eine 35 km lange Talpassage in die pittoreske Kleinstadt Saint Girons am nördlichen Pyrenäenausgang.