01.09.2014,
Jan:
Ein epischer Tag liegt hinter uns. Wir sitzen gesättigt und zufrieden im Hotel Brases in Sort und können auf wunderschöne Anstiege, herrliche Ausblicke und viele Überraschungen zurückblicken.
Der Tag begann mit einem Frühstücksspaziergang ins Stadtzentrum. Wir waren aus unserem flutgeschädigten Hotel in eine Appartmentanlage ausquartiert worden, Abendessen und Frühstück waren also mit Spaziergängen verbunden. Das stellte sich sogar als Vorteil heraus, denn es verlängerte die Verdauungsphase erheblich, stand doch der Col du Portillon schon nach 2 km Einrollphase an.
Die Gruppen rollten gemeinsam an den Anstieg heran und sortierten sich dort schnell. Sonny machte leider ernst und brachte die gesamte männliche Begleitung in arge Bedrängung. Glücklicherweise konnte ich ihre Frage nach der Restdistanz dazu nutzen, ihr ein gemäßigteres Tempo vorzuschlagen. Oben wars auch so noch genug aua. Eine epische Leistung, was dieses zarte Geschöpf aus ihrer Heldenkurbel herausholt.
Der Portillon ist richtig nett, und sportlich trotz der nur knapp 700 Hm nicht zu unterschätzen. Dabei gibt es schöne Blicke hinauf nach Superbagnères und eine richtig geile, neu asphaltierte Abfahrt hinunter ins Val d'Aran, die erneut breite Grinsen einmeißelt.
Die Nationalstraßenpassage nach Vielha hatte mir im Vorfeld etwas Kopfschmerzen bereitet, aber dank eines gut funktionierenden Zuges fanden wir uns schnell ebendort und in der Auffahrt zum Bonaigua wieder. Bevor die Auffahrt ernst machte, hatte Sille für uns ein Restaurant ausfindig gemacht, wo wir etwas früh, nämlich schon nach 43 km, zur Mittagspause einkehrten. Der Zeitpunkt stellte sich als grober Fehler raus, denn auf Essenskundschaft war so früh niemand eingestellt, und die Bestellungen kamen mehr als schleppend. Dafür war der Cola-Vorrat umso schneller erschöpft.
Schlussendlich wurden aber alle satt und wir konnten uns dem ernsten Teil des Bonaigua zuwenden. Diesen hatte ich aus meiner 12 Jahre alten Erfahrung als äußerst langweilig in Erinnerung und auch ebenso am Vorabend in der Etappenbesprechung annonciert. Ich wurde aber eines Besseren belehrt. Auch schon im zweispurigen Teil ergeben sich herrliche Ausblicke auf den Talschluss, und mit den Serpentinen wird die Straße schmal und windet sich herrlich nach oben. Auch wenn die Passhöhe selber recht trist ist, ist der Bonaigua in meiner Gunst weit gestiegen. Oben erinnert er stark an den Kühtai, und hier wie dort tummeln sich Kühe und Pferde auf der Straße.
Sille steht oben und verpflegt uns. Gerade Wasser kommt sehr gelegen, denn es ist sehr heiß. Bis zu 35 Grad sehen wir auf unseren Tachos.
Was ich erwartet habe ist eine schnelle Abfahrt auf breiter Straße. Was wir bekommen ist eine rasante Abfahrt auf Zuckerbelag, erst durch einige Kehren, dann schnurgerade im freien Fall. Bis zu 93,25 kmh werden gemessen, jubelnd erreichen wir den Abzweig nach Mon, an dem wir mit 7 Personen zur Hangtraverse Richtung Estany di Sant Maurici abbiegen, und somit die Verlängerungsoption ziehen. Die Passage war mir von
AP empfohlen worden, der mir ausgerechnet hier eine SMS schreibt, um im anschließenden Telefonat die Jubelschreie der begeisterten Meute einzuholen.
Es ist wunderschön. Schmale, wellige Straße durch ursprüngliche Orte mit unglaublichen Tiefblicken ins Tal, durch das die Regelplanung verlief (ich schaue morgen nach, wie es heißt). HAMMER!
Eine kurvenreiche Abfahrt führt uns auf die Hauptstraße nach Espot. Was ab hier folgt, ist schwerer Tobak. Die ab hier für den motorisierten Verkehr gesperrte Straße rampt 3 mal mit bis zu 19 %. Die Passagen sind zum Glück nur kurz, so dass niemand absteigen muss. Im weiteren Verlauf ist auch diese Auffahrt herrlich, aber nicht ganz so schön wie die Hangpassage. Atemberaubend aber der See am Talschluss mit dem Blick über Kataloniens meistfotografierten Berg, den Encantats, so genannt, weil sich die Felstürme wie zwei Verliebte eng aneinanderschmiegen (näheres in der äußerst lesenswerten Beschreibung zum
Estany de Sant Maurici).
Oben Fußbad und Gruppenfoto, dann Schleichabfahrt durch die Schlaglöcher nach Espot, ab da im Drückerkolonnenrausch heim ins Ziel nach Sort. YEAH!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute beginnt unser zweitägiger Abstecher nach Spanien. Der
Col du Portillon und damit die Grenze zu Spanien ist schon nach 10 km und 665 Hm erreicht. Ausblicke und Steigungen halten sich in Grenzen, und so stürzen wir uns schnell in die Abfahrt ins Val d'Aran, in dem vier Sprachen gesprochen werden.
Nach einer unvermeidlichen Nationalstraßenpassage wenden wir uns dem höchsten Pass Kataloniens zu, dem
Port de la Bonaigua. Auf der 23 km langen Anfahrt werden die 6 % nie überschritten und ist damit wie gemacht für Rouleure.
Vor unserem einzigen Etappenziel Sort können die Nimmersatten unter uns noch die sehr lohnenswerte Stichstraße zum
Port Ainé mitnehmen (man beachte die dort erwähnte Glücks-Option). Plus 36 km / 1.200 Hm.